UNTERLAND
Biennale Bern / September 2014
Konzept und Szenografie: Lukas Sander und Séverine Urwyler
Sound: Christian Berkes
Für die Biennale Bern entstand diese Installation in dem ehemaligen Steinbruch und Bunker Geristein, der 8km ausserhalb der Stadt Bern nahe Bolligen liegt. Im zweiten Weltkrieg sollte dieser zu einem Bunker für den Bundesrat umgebaut werden - ein Vorhaben, das jedoch nie fertig gestellt wurde.
Das Bild im Inneren ist geprägt von in den Berg geschnittenen Felswänden, massiven Betonsperren, natürlichen Felsstrukturen und gemauerten Einbauten, in denen sich Relikte von Maschinen- und Heizräumen befinden. Die kathedralenartigen Kavernen sind weitläufig, dunkel und stellenweise an die 20 Meter hoch. Durch den für die Berner Altstadt charakteristischen Sandstein, der auch hier abgebaut wurde, besteht eine besondere Beziehung dieses Ortes zur Stadt.
Im Inneren dieser ehemaligen Sicherheitsarchitektur im Berg entstand ein immersives Erlebnis mit einer starken Atmosphäre der drohenden klimatisch-ökologischen Gefahr vor dem Hintergrund dieser dysfunktionalen zivilisatorisch-militärischen Unterwelt.
Die Installation arbeitet mit den vorgefundenen Gegebenheiten und räumlichen Bedingungen: Verwendet und arrangiert wurden militärhistorische Relikte und weitere gefundene rostige Gegenstände. Ausserdem wurden szenografische Eingriffe mit dem Markierfarbstoff Fluorescein, Agar Agar und angelegten Pilz- und Schimmelkulturen hinzugefügt.
Hierher kamen die Besucher in kleinen Gruppen mittels einer zur Inszenierung gehörigen Taxifahrt. Am Ziel angekommen wiess der Fahrer den Weg zum Eingang des Bunkers, der sich in 50 Metern Entfernung von der Strasse am Waldrand befand und übergab den Besuchern einen Schutzanzug und eine Stirnlampe. Man durchwanderte die Kavernen und wurde auf der anderen Seite wieder mit einem Taxi zurück in die Stadt gebracht.
Für den Sound benutzten wir die extreme Nachhallzeit und das komplexe Reflexionsverhalten des Bunkers, was uns ermöglichte, mit nahezu unsichtbarem technischen Aufwand, den Raum komplett mit Klang zu füllen und diesen hinsichtlich seiner Diffusion, Richtung und Intensität zu inszenieren.
In den offenen Bereichen spielte ein Loop aus mehreren Tieftönern ein vielschichtiges basslastiges Soundscape im Bereich von 50 bis 400 Hz, in den Innenräumen der gemauerten Einbauten befanden sich zusätzlich kleinere versteckte Lautsprecher mit höherfrequenten Kompositionen zwischen 400 und 6000 Hz.
Die Tonspur des Films (Kopfhörer empfohlen) imitiert den Effekt der massiven Sinuswellen, die von den Felswänden mehrfach reflektiert und zu Resonanzräumen und physisch erlebbaren stehenden Wellen aufgestaut wurden, deren mikrotonale Veschiebungen erst mit der Zeit spürbar waren. Im Bunker entstanden dynamische Zonen von Klang, die man durchwanderte und die sich je nach eigener Position oder bereits mit wechselnder Blickrichtung veränderten.
Eine Rezension im Blog 'KulturStattBern' ist zu finden unter diesem Link:
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