ENDE DER WELT


"ENDE DER WELT" ist eine szenografische Soundinstallation von Lukas Sander (Konzeption und Szenografie) und Christian Berkes (Sound) auf einem entlegenen Gelände am Rande der Stadt Karlsruhe, September 2012.  Mittels inszenierter Spuren aus vor Ort gefundenen Materialien und Soundscapes aus versteckten Lautsprechern wird hier ein Zustand verstärkt, der in dieser Landschaft der überwuchterten Zivilisation bereits angelegt ist. Ausgehend von vorgefundenen Klängen schuf Christian Berkes für diesen Ort Soundspuren, die sich in dessen spezifische akustische Realität einfügen und gleichzeitig die Zonen der visuellen Eingriffe markieren. Vorhandenes Material im dinglichen und akustischen Bereich wird benutzt, angereichert und verstärkt, so dass eine thematische Schärfung entsteht, eine Fiktionalisierung von visuellen Elementen, im Klang und der Atmosphäre dazwischen. 
Die Filme dieser Dokumentation zeigen die mit Sound bespielten Orte, sowie Teile der Passagen im Gelände. Man hört eine Mischung aus realen Naturgeräuschen, Klänge der angrenzenden Autobahn und den dazu komponierten Soundspuren.
Die Filme dieser Dokumentation zeigen die mit Sound bespielten Orte, sowie Teile der Passagen dazwischen. Man hört eine Mischung aus realen Naturgeräuschen und der angrenzenden Autobahn vor Ort und den dazu komponierten Soundspuren, was dem originalen Erlebnis versucht, so nah wie möglich zu kommen.


1
Man steigt allein in ein schwarzes Taxi, das an einem vereinbarten Ort in der Stadt wartet. Der Fahrer schweigt sich hinter dunkler Sonnenbrille über das Ziel der Fahrt aus. Nach der Hälfte der etwa 10minütigen Fahrt stellt er das Radio an - es läuft "Wonderful World" von Nick Cave. Es geht in die Peripherie der Stadt, vorbei an Industriekomplexen, Swimmingpool-Verkäufern und dem Strassenstrich. In die Musik aus dem Radio mischt sich zuerst unmerklich ein anderer Klang. Nach dem Abbiegen in eine kleinere Seitenstrasse neben Schrottplätzen und verfallenen Häusern wird das Störgeräusch lauter und überlagert die Musik schliesslich gänzlich. Das Taxi verlässt nun die Strasse und fährt auf einen Schotterplatz unter einer Autobahnbrücke. Der Fahrer hält, steigt aus, kommt um das Auto herum, öffnet die Tür und deutet auf ein rostiges Tor. Mit der knappen Anweisung, dass er auf der anderen Seite warten werde, steigt er wieder ein und fährt weg. Unter der Autobahnbrücke ist der Klang der fahrenden Autos zu hören. Es ist der gleiche Klang, der im Auto mit der Annäherung an diesen Ort die Radiomusik überlagerte. Der Weg hinter dem Tor führt auf einem Trampelpfad durch kniehohes Gras. Dort steht ein kaputtes Auto, aus dessen Kofferraum Papier quillt. Beim Näherkommen hört man aus den zerstörten Armaturen wie von Ferne erneut den Song aus dem Taxi.




2
Der Weg führt weiter in das verwilderte Gelände hinein. Zur linken führt eine Abzweigung des hier stärker ausgetretenen Pfades zu einer Klappe auf einer gemauerten Einfassung. Sie ist mit einem Vorhängeschloss gesichert und lässt sich nicht öffnen. Von darunter dringen Geräusche, die aufgrund ihres Nachhalls auf eine beträchtliche Dimension des jenseitig liegenden Raumes schliessen lassen. Manchmal meint man, neben metallischen Klängen und Wassertropfen auch entfernte Schritte zu hören. 




3
Wenige Meter weiter ist ein versteckt liegender Platz unter einem Hochspannungsmast. Die Fläche unter diesem ist von dem hier sonst kopfhohen Bewuchs frei. Von einer Seite kann man den Platz betreten, an den anderen drei Seiten liegen schwere Holzplanken. Hier hört man eine Soundspur, die an verfremdete Naturgeräusche wie Grillenzirpen, metallische Vogelstimmen und singende Hochspannungsleitungen erinnert. In einer Ecke der Fläche befindet sich eine mit losen Brettern abgedeckte Grube mit einem Seil, darin die Überreste von einem unnatürlich grossen Ei. 




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Der Weg führt weiter und das Gelände öffnet sich. Beim Zurückschauen fällt der Blick auf die Autobahnbrücke und die Schatten der darüberfahrenden Autos, der sich auf den Baumwipfeln fängt. Man folgt einem der Wege entlang der Böschung, und findet weiter hinten ein weiteres Autowrack, aus dessen Inneren eine Stimme wie von einem defekten Navigationsgerät dringt, die einem rät, sich links zu halten. 




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Tiefer im Gelände wird der Bewuchs wieder dichter. Darin befinden sich Reste von überwachsenen Betonflächen, Strassenlaternen und ein Stapel Paletten. Hier klingt eine bedrohliche Atmosphäre, in der sich Schmeißfliegensummen mit dröhnenden Tönen mischt. Auf und vor den Paletten ist eine Lache halb geronnenen Blutes, das durch seinen Geruch zahlreiche Insekten anzieht. Eine Schleifspur führt auf einem kleinen Weg zwischen Gebüschen hindurch. 




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Folgt man diesem Weg durch die Büsche, öffnet sich dahinter ein Platz mit einer zentralen Feuerstelle. Von rundherum klingt ein Soundscape aus Rascheln, Knistern und Knacken. Im Feuer und daneben findet man Knochen und Abfälle. Desweiteren liegt hier eine Smokingjacke, die zahlreiche Fliegen anzieht.




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Danach führt ein Abzweig noch einmal ins Dickicht und in ein niedriges Gehölz. Hier findet man einen Stapel Matratzen voller Schimmel und Insekten. Aus ihnen dringen Geräusche von taktilem Streichen auf Stoff und Atmungsgeräusche. Im Inneren dieses zu einer Art Bau gestapelten Haufens entdeckt man den Schädel eines hundeartigen Raubtieres. Danach führt der Weg ins Freie und zur Strasse mit dem wartenden Taxi.